"Bergauf beschleunigen..."

Als Zwillingsgeburt kam ich als Zweiter unter dem Sternzeichen der Waage im Saarland zur Welt, meinem Vater fiel der Hammer vor Überraschung aus der Hand und meine Mutter bekam uns erst nach einer Woche zu sehen, da wir erstmal das Wärmebettchen der mütterlichen Wärme vorzogen. Ich wuchs auf dem Lande in NRW auf, lief mit Gleitschuhen über den Schnee, fütterte Kühe und schwenkte die Milchkanne, um zu sehen, ob auch wirklich alles Drinne bleibt. Der Bauer verjagte uns, Schnee gibt es heute kaum noch und Milch leider nur noch in Tüten. Verzogen wurde ich auf einem humanistisch- salesianischem Privatgymnsasium unter gleichgeschlechtlichen Zöglingen im Sinne katholischer Morallehren, die Matura legte ich mit glatten 105 Punkten hin, das reichte um zu bestehen und um meinen Geist zu befriedigen. Meine Berufung wurden Menschen mit Handicaps, solcher Art, die nicht gesehen und gerne übersehen werden und die am sog. Rand der Gesellschaft stehen. Im Mittelpunkt meines Glaubens steht der Mensch und mein Agnostizismus. Auf dem Campus der UNIDO lernte ich das "wahre" Leben kennen und entdeckte nebenher meine Ängste sowie die Herrschaft der Professorenwillkür, denn es heißt ja "nicht für das Leben sondern für die Schule lernst du". Viel Schweiß und Blut waren notwendig, um damit und mit mir fertig zu werden. Meine geschundene Seele schickte sich aus, niemanden zu enttäuschen und Neues zu erleben.  Ich hatte meine schönste Zeit im Rheingau. Dort traf ich meine Wein- und einzig wahre Liebe, verzog in den Taunus, lebte einige Jahre in einer historischen Hofreite im Westerwald ("Rosenhof") und bin heute in Limburg an der Lahn gestrandet.

Und nun nehme ich täglich Abschied und gesunde..

STUFEN

Wie jede Blüte welkt
und jede Jugend dem Alter weicht,
blüht jede Lebensstufe,
blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe
bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
in and're, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
der uns beschützt und der uns hilft zu leben.
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
an keinem wie an einer Heimat hängen,
der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
er will uns Stuf' um Stufe heben, weiten!
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
und traulich eingewohnt,
so droht Erschlaffen!
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
mag lähmender Gewohnheit sich entraffen.
Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
uns neuen Räumen jung entgegen senden:
des Lebens Ruf an uns wird niemals enden.
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

(Hermann Hesse)